Stimmungsbild aus der Hörndlwaldgasse (1956-1970)
Seit der Auflösung des elterlichen Haushaltes 2016 lagerten hunderte Fotos in einer dicken Schachtel, wohlbewahrt aber unbesehen bei mir zuhause. Lange hab‘ ich mir vorgenommen reinzusehen, immer wieder hab ich’s verschoben.
Jetzt aber bin ich reingekippt in die Vergangenheit, rein in unsere Kindheit, in die Hörndlwaldgasse Nr. 6, rein in die Zeit, in der die Welt größer und weiter war! Weil nicht nur wir, sondern auch die Bäume halb so groß waren. Weil es in den 50 er Jahren viel weniger Häuser gab und die Wenigen kleiner waren.
Keine Autos auf der Straße vor unserem Haus, in den Gärten Spalierobst und Gemüsebeete. Die Häuschen vis-a-vis versteckten sich hinten am Waldrand.
Erst im Laufe der 60er und 70er Jahre rückte eines nach dem anderen vor zur Straße, um dort geschlossen die Straße zu kontrollieren. Vorbei war unbeschwertes Spielen dort.
Dann kamst Du, liebes Schwesterlein, als blaues Zwetschgerl mit Deiner Nabel-Perlenschnur um den Hals gewickelt, in diese unsere Welt hinein. Und Du hattest null Problem, Dich in unseren enger werdenden Räumen zu behaupten. Zuallererst machtest Du Deinen 4 Brüdern klar, wer in der Familie das Sagen haben wird! Diese, leicht verstimmt, redeten sich das Unvermeidliche mit dem „Nesthäkchen-Schmäh“ schön. Dann allerdings ging’s ans „Eingemachte“, denn das zarte, nur ein armseliges Jährchen ältere Brüderlein wurde „schwesterlich geformt“- wir meinten zurechtgestutzt.
Jener aber entwickelte sich zu einem liebe- und verständnisvollen Bruder! Johannes, ein Musterbeispiel perfekter Resilienz! Eine echte Win-Win-Situation, quasi!
Dieses Format konnten wir drei „Großen“ nicht mehr entwickeln! Ganz im Gegenteil: von anhaltender (unbezahlter) Kinder-Pflegearbeit geschwächt, durch multiple pubertäre Misslichkeiten zermürbt, schlichen bzw. stürmten wir der Reihe nach aus dem familiären Nest.
Die gereiften elterlichen Ressourcen nützend, war die Bahn frei für eine grandiose Entwicklung zu dem liebevollen, kreativen Wesen, das Du heute bist!
Mit unserer Sezession endet auch die kurze Fotostrecke, die zwar lückenhaft, aber aussagekräftig Zeugnis ablegt von der „Größe“ dieser kleinen Person-unseres Nesthäkchens Gabriele.









Liebster Thomas! Welches Glück ich gehabt hab, in dieser großen, bunten und herrlichen Familie heranwachsen zu dürfen, sieht man deutlich an dieser wunderbaren Bild-Zusammenstellung. In ewiger Dankbarkeit für deine unbezahlten Kinderbetreuungs-Dienste bleibt mir nur zu sagen: trotz meiner überaus männnlich dominierten Kindheit ist doch was durchwegs Weibliches aus mir geworden 🙂 Ich hätte es niemals anders haben wollen :-*